Berliner Dom: Kompositionsauftrag für Smartphone-Musiker

Nach dem großen Erfolg mit dem Weihnachtsoratorium, gespielt auf Smartphones und Tablets [Link], gaben das DigiEnsemble Berlin und Domorganist Andreas Sieling ein gemeinsames Konzert. Anlass war der Festtag zur 20jährigen Wiedereinweihung des Berliner Doms.

Im Auftrag des Berliner Domes haben die Musiker des DigiEnsemble Berlin für die Festveranstaltung vier Musikstücke komponiert. Bei dem gemeinsamen Konzert mit Domorganist Andreas Sieling gingen Orgelmusik (Werke von Bach, Widor und Vierne) und elektronische Musik, die mit Apps erzeugt wurde, ineinander über. Das Konzert war ein Experiment, bei dem Domorganist und Smartphone-Musiker den Berliner Dom akustisch neu beleuchteten. Sie erzeugten zudem nie gehörte Klänge wie ‚gefrorene Echos‘ und ‚verflüssigte Musik‘ (Regenguss im Dom).

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Zu den Uraufführungen

Zwei berühmte Orgeltoccaten werden durch die Smartphone-Komposition „Fusions“ von Uwe Schamburek miteinander verbunden. Die zentralen Motive der zuvor an der Sauer-Orgel gespielten Toccata aus der 5. Symphonie von Widor werden gewissermaßen „verflüssigt“. Höhepunkt des Stückes ist ein akustisches Gewitter, das sich über dem Publikum vom Domgewölbe aus ergießt. Motive aus der Toccata d-Moll von Bach verdichten sich mehr und mehr, so dass das Stück mit einer Geste in Richtung Orgel endet, die eben dieses Stück dann erklingen lässt.

Die Komposition „Quell-Klang“ von Daniel Grote arbeitet mit den Einzelbestandteilen einer Klangfarbe: den Obertönen. Diese werden von den Musikern anhand einer graphischen Partitur immer wieder neu zusammengesetzt und verarbeitet. Es entsteht eine Art Klangfarbenmusik.

Bei „TimeShape“ von Puya Shoary handelt es sich um eine Komposition im Stil der Minimal Music. Jeder Musiker spielt jeweils zwei rhythmische Motive, die für sich genommen eher simpel gehalten sind. Im Zusammenspiel ergibt sich ein komplexes Tongewebe, das von einem weiteren Musiker mit Effekten verfremdet und zwischen elf im Domgewölbe verteilten Lautsprechern hin- und hergesendet wird.

Das Stück „Higgs“ von Nico Steckhan ist eine musikalische Interpretation des Welle Teilchen Dualismus, wie der Titel andeutet. Die Musiker machen einen öffentlichen Versuch und nutzen den Dom als großen Teilchenbeschleuniger. Sie lassen Klänge, Phrasen und Melodien kollidieren, erzeugen einen akustischen Urknall. Nun kann etwas Neues entstehen.

Orgelmusik

Darüber hinaus erklingen weitere Orgelwerke, z. B. eine romantische Bearbeitung der berühmten Air von Johann Sebastian Bach. Das Konzert schließt mit einem großen „Festgeläute“ der Orgel, dem „Carillon de Westminster“ von Louis Vierne.